Der Spätsommer zeigt sich noch mal von seiner besten Seite und macht uns den Abschied schwer. Vielleicht können die kommenden Herbstfilme ein bisschen Trost liefern, das Angebot ist jedenfalls vielversprechend! Oder möchte jemand Daniel Radcliffe als pupsende Leiche verpassen??
Tschick[]
Kinostart: 15.09.2016
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Anand Batbileg, Tristan Göbel
Jede Generation hat ihre eigene Coming-of-Age-Geschichte und wer heute 11-15 ist, wird an Wolfgang Herrndorfs Tschick wohl nicht vorbeikommen. Der Roman hat sich weltweit schon über 2 Millionen mal verkauft und ist mittlerweile Schullektüre; nun kommt der unvermeidbare Kinofilm. Als Herrndorf 2013 nach einem längeren Leidenswegs an einem Hirntumor starb, war die Verfilmungs-Maschinerie bereits in vollem Gange. Der Autor wollte damit allerdings so wenig wie möglich zu tun haben – seine einzige Forderung war der Einsatz von Drehbuchautor Lars Hubrich. Die Wahl des Regisseurs sollte Herrndorf nicht mehr erleben, aber mit Fatih Akin, der es mit „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ längst zu internationalem Ruhm gebracht hat, sind die Produzenten auf der sicheren Seite geblieben. Akin ist außerdem Experte für Geschichten von Menschen zwischen verschiedenen Kulturen – und die sind bekanntlich nicht auf Migrationshintergründe beschränkt. Während der in Russland geborene Andrej Tschichatschow alias Tschick noch nicht so ganz weiß, wie er dieses Leben in Deutschland angehen soll, muss sich Maik Klingenberg aus Berlin Marzahn mit einer psychisch kranken Mutter und einem unverantwortlichen Vater herumschlagen. Gemeinsam nehmen sich die beiden eine Auszeit von den Problemen des Alltags und starten einen Roadtrip durch Ostdeutschland, wo bekanntlich ganz eigene Kulturkonflikte wuchern. Akins Verfilmung unterscheidet sich in einigen Punkten vom Roman und schafft es trotzdem den Kern der Geschichte auf seine ganz eigene Art zu treffen. So wünscht man sich Literaturverfilmungen.
Die glorreichen Sieben[]
Kinostart: 21.09.2016
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke
Achtung, liebe Remake-Freunde, die Die glorreichen Sieben dürfte ganz nach eurem Gusto ausfallen. Der Western ist nämlich eine Neuinterpretation des gleichnamigen Films von 1969, der wiederum eine Neuinterpretation von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ war. Sich gleich mit zwei Vorgänger-Filmen messen zu müssen, die gleichzeitig absolute Klassiker der Filmgeschichte sind, ist kein Zuckerschlecken. Es steht allerdings zu vermuten, dass die Filmemacher gar nicht erst den Anspruch hatten, es künstlerisch und politisch mit den anderen Versionen aufnehmen zu können. Die Neuverfilmung setzt stattdessen auf Starpower, furiose Choreografien und eine knallige Action-Werbeästhetik, für die Regisseur Antoine Fuqua genau der richtige Mann ist. Nach dem grandiosen The Equalizer inszeniert der Regisseur Denzel Washington auch hier wieder als schießwütigen Kämpfer mit zwielichtigen aber doch sympathischen Moralvorstellungen. Mit dabei sind außerdem Hollywoods aktueller Lieblings-Schwiegersohn Chris Pratt und Peter Sarsgaard als skrupelloser Bösewicht, gegen den sich die glorreichen Sieben zusammentun, um nicht länger dessen krimineller Willkür ausgesetzt zu sein. „Die glorreichen Sieben“ ist weder besonders innovativ, noch relevant, aber nichtsdestotrotz eine gelungene moderne Übersetzung einer zeitlosen Geschichte.
Findet Dorie[]
Kinostart: 29.09.2016
Regie: Andrew Stanton
Darsteller: Anke Engelke, Christian Tramitz
Als Findet Nemo 2003 in die Kinos kam, wurde der fünfte Pixar-Kinofilm mit seinem Einspielergebnis von 70 Millionen Dollar am Eröffnungswochenende zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten. Erstaunlicherweise hat eine Fortsetzung trotzdem 13 Jahre auf sich warten lassen, doch nun bringt der mittlerweile von Disney übernommene Konzern doch noch einen Nachfolger in die Kinos. Regisseur und Produzent Andrew Stanton wehrte sich nach eigenen Aussagen zwar lange dagegen, kam schließlich aber zu dem Schluss, dass Fortsetzungen notwendig seien, um „flüssig zu bleiben“. Es gibt schönere Motive für einen Film, doch das muss ja noch nicht unbedingt aufs Endprodukt schließen lassen. Findet Dorie dreht sich um die wohl beliebteste Figur aus „Findet Nemo“: Den vergesslichen Doktorfisch Dorie. Im Original von Ellen DeGeneres, in der deutschen Version von Anke Engelke gesprochen, plapperte sich die verplante, aber liebenswerte Fischdame schnell in die Herzen der Fans. Diesmal ist sie selbst auf der Suche nach ihrer Familie und wird dabei von einigen Charakteren aus dem ersten Teil unterstützt. In den USA ist der Film bereits im Juli angelaufen. Den Rekord seines Vorgängers hat „Findet Dorie“ gebrochen, international musste er sich dem Einspielergebnis von Zoomania geschlagen geben. „Findet Dorie“ hat viele der Qualitäten, die „Findet Nemo“ so einzigartig gemacht haben. Die Einzigartigkeit hat er dem Film von 2003 damit allerdings genommen, wie schon so viele Sequels vor ihm.
Die Insel der besonderen Kinder[]
Kinostart: 06.10.2016
Regie: Tim Burton
Darsteller: Eva Green, Asa Butterfield, Samuel L. Jackson
Auch ich, als treuer Fan von Fantasy-Großmeister Tim Burton, muss zugeben, dass seine Filme der letzten Jahre doch etwas zu wünschen übrig ließen. Mit der grandiosen Ausnahme von Frankenweenie fiel dessen Werk des letzten Jahrzehnts merklich unter das von Burton gewohnte Niveau. Nun hat sich der Regisseur einer literarischen Vorlage angenommen, die eigentlich alle Zutaten enthält, mit denen Burton in der Vergangenheit delikate Süppchen gekocht hat: Ein fantastisches Setting mit Grusel-Elementen, exzentrischen Figuren mit besonderen Fähigkeiten und einer sympathischen Ambivalenz von Gut und Böse. Erzählt wird die Geschichte des 16-jährigen Jacob, der den gewaltvollen Tod seines Großvaters miterleben muss und bald darauf beschließt, den Hintergründen der Tragödie auf den Grund zu gehen. Die Spur führt ihn in eine vergangene Zeit auf eine einsame Insel, wo sein Großvater einst in einem ganz besonderen Waisenhaus lebte. Unter der Aufsicht der mysteriösen Miss Peregrine, gespielt von der für die Rolle prädestinierten Eva Green, lernen hier, geschützt vor der Außenwelt, Kinder mit übermenschlichen Kräften, diese zu kontrollieren. Neben aus diversen Franchises bekannten Skills wie Unsichtbarkeit oder Wetterkontrolle, sind hier durchaus verrücktere Eigenschaften vertreten, wie beispielsweise ein Bienenstock im Bauch, oder ein zweiter Mund am Hinterkopf. Bald stellt sich heraus, dass auch Jacob eins dieser besonderen Kinder ist und das Überleben der anderen in seiner Hand liegt.
Swiss Army Man[]
Kinostart: 13.10.2016
Regie: Dan Kwan, Daniel Scheinert
Darsteller: Paul Dano, Daniel Radcliffe
Auf einer einsamen Insel will sich ein verzweifelter Gestrandeter das Leben nehmen. In letzter Sekunde schöpft er doch noch einmal neue Hoffnung – als er auf eine unkontrolliert furzende Leiche trifft. Nein, das ist keine Drehbuchidee, die sich euer betrunkener Kumpel gestern Abend in der Kneipe ausgedacht hat, sondern ein Festival-Film mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle. Auch wenn der seine Harry Potter-Rolle wohl nie ganz hinter sich lassen können wird, sollte Swiss Army Man aber zumindest helfen, sich ein ganzes Stück weiter davon zu entfernen. Wer einmal gesehen hat, wie Radcliffe seinen neuen Freund Hank als Jetski durch die Wellen trägt, angetrieben von seiner erstaunlichen Pups-Power, wird den nächsten Marathon der Zauberlehrling-Filme wohl mit etwas anderen Augen sehen. Wären Fürze und die Erektion mit Kompass-Funktion alles, was der Swiss Army Man (benannt nach dem Schweizer Taschenmesser und dessen zahlreichen Werkzeugen) zu bieten hat, würde ich den Film wahrscheinlich natürlich nicht empfehlen. Tatsächlich entfaltet sich nach der ersten Akklimatisierung an die absurden Elemente des Films aber eine berührende Geschichte. Hank zeigt dem irgendwo zwischen Leben und Tod schwebenden Manny (Radcliffe), was er in der Zivilisation verpasst und wird dabei mit seinen eigenen Dämonen konfrontiert. Bald verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, und beide müssen sich fragen, wieviel ihnen das Leben eigentlich wert ist.
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